13.12.06

HOK Reden: Internet-Governance

Wer regiert das Internet? Die Frage ist in einem Blog-Eintrag nicht zu beantworten - wenn sie überhaupt zu beantworten ist. Ein guter Ausgangspunkt ist die Artikel-Sammlung von Telepolis, die sich unter dem Titel "Cyber-Weltgipfel" seit der WSIS in Genf Ende 2003 mit Fragen der Internet-Regulierung befasst. Im Wesentlichen dreht sich die Auseinandersetzung darum, wer die Informationen verwalten darf, die das Internet überhaupt am Laufen halten: die Domain-Informationen, bzw. die Informationen darüber, wer welche Domains verwaltet. Das war jahrelang eine informelle Sache von US-amerikanischen Hochschul-Angestellten und Verwaltungsinstanzen der US-Regierung, welche die Entwicklung des Internets (zumindest seiner Ursprünge) finanzierte. Neuerdings wacht die ICANN, eine Stiftung nach amerikanischem Recht, über die Namensgebung im Internet.

Der jüngste Artikel "Weiter Uneinigkeit über Kontrolle des Internet" behandelt die momentan unklare Interessenlage. Neben der US-Regierung, die noch immer massgeblich Einfluss nehmen will, ist auch die UNO-Tochterorganisation ITU (Internationale Telecommunication Union) daran interessiert, hier ihren Einflussbereich zu definieren. Dies steht im Widerspruch zum Internet Governance Forum (IGF), das im Oktober unter der Leitung der UN erstmals zusammentraf. Im IGF arbeiten im Gegensatz zur ITU nicht nur Regierungsdelegationen, sondern auch Vertreter der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft zusammen. Dies soll einen Ausgleich der verschiedenen Interessen an der Regulierung des Internets gewährleisten, bedeutet aber eine Einschränkung des staatlichen Vorrechts auf Regelsetzung.

Dabei geht es noch gar nicht um technische Spezifikationen, welche das W3C durchzusetzen versucht (mit mässigem Erfolg, weil fast alle grossen Web-Unternehmen oder auch Microsoft die Standards ignorieren und lieber selber welche etablieren), und auch nicht um die Bereitstellung der technischen Infrastruktur, also der physikalischen Netze (die etwa beim Streit um die (hier bereits besprochene) Net Neutrality im Mittelpunkt stehen).

Sollen Aber sie wirft eine weitere Frage auf: inwiefern sind die Machtverhältnisse im Internet für die Historische Online-Kompetenz von Relevanz? Und in welchen Kompetenz-Bereich sind diese Fragen anzusiedeln? Hier ist zugleich anzufügen, dass Kompetenzen nicht mit Wissen gleichzusetzen ist. Dennoch bleiben viele Kompetenzmodelle unklar in der Frage, inwiefern Wissen Bestandteil, Gegenstand oder Voraussetzung von Kompetenzen ist.

Das Wissen über die Funktionsweise von ICT (Neuen Medien) und den Interessengruppen, welche die Entwicklung von Anwendungen vorantreiben und die Nutzungsmöglichkeiten regeln, ist für alle Kompetenzbereiche von Bedeutung. Ich weise es in erster Linie dem Bereich "Lesen" zu, da die Kompetenz, sich über die Interessen und Machtverhältnisse zu informieren, Grundlage dafür ist, ihre Auswirkungen für "Lesen", "Schreiben" und "Reden" einzuschätzen. Die Fähigkeit zur Einschätzung ist wiederum mit der Kompetenz der Reflexion und der Erörterung ("Reden") verbunden.

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